| Landeskirche

„Christen müssen Standards schaffen“

Direktor Stefan Werner im Gespräch mit Nike Engler

„Künstliche Intelligenz (KI) setzt sich unaufhaltsam durch.“ Davon ist  Stefan Werner, Direktor des Evangelischen Oberkirchenrats, überzeugt. Er hat im Nachgang zum dritten Digitalisierungsforum am 7. Februar in Stuttgart mit Nike Engler gesprochen. Welches Fazit er aus der Veranstaltung zieht und wie es nun weiter geht, lesen Sie im Interview.

EMH/Gottfried Stoppel

Das dritte Forum Digitalisierung liegt hinter uns – was ist Ihr Fazit?  
Mir hat das Forum viele Impulse gegeben - und das habe ich auch von vielen anderen gehört. Deshalb: Gelungen. Der Vortrag von Professor Klaus Henning war gleichzeitig herausfordernd und provozierend. Er hat uns auch ermutigt, die unaufhaltsame Durchsetzung der künstlichen Intelligenz anzunehmen und die Entwicklung aktiv mitzugestalten. Das Thema betrifft nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche und wir als Landeskirche dürfen es nicht allein anderen gesellschaftlichen Akteuren überlassen. Wir als Christen sind besonders angesprochen, ethische Grundlagen und Standards für die kommenden Entwicklungen zu schaffen. Die Fragen nach Datenschutz und Alltagskommunikation sind weitere Felder, die uns vor grundlegende anthropologische Herausforderungen stellen. Auch hier sind wir als ganze Landeskirche gefragt, wie wir Kommunikation in Zukunft zeitgemäß und weiterhin menschennah gestalten können und wollen. Das ist ein Prozess, der an unterschiedlichen Orten in unserer Kirche stattfinden muss. Die Foren zeigen mir jedes Mal, dass es sich lohnt, die Menschen nach Ideen zu fragen. Der Austausch ist klasse. 

Petra Grimm, Professorin und Leiterin des Instituts für Digitale Ethik der Hochschule der Medien in Stuttgart hat unter anderem auch von der Kraft der Narrative gesprochen. Wie soll die Kirche auf diese Narrative, also die großen Erzählungen der Digitalisierung, reagieren?
Bei aller Kleinteiligkeit der Aufgaben finde ich es eine wichtige Beobachtung, dass Digitalisierung dem Muster großer Erzählungen oder Narrativen, folgt. Das konnte man bei unserem Forum auch sehen und hören. Diese Erzählungen sind in sich sehr schlüssig: Mal werden die großen Bedrohungen ausgemalt, mal die einzigartigen Chancen. Und dann gibt es da noch die Erfahrung, dass viele Menschen überrascht sind, wenn sie von den vielfältigen Aktivitäten in unserer Landeskirche hören oder gar einen Blick auf unsere digitale Roadmap werfen. Auch über das, was Kirche ist und tut, sind populäre Narrative im Umlauf. Da höre ich dann oft den Satz: „Das hätte ich gar nicht von der Kirche erwartet.“ Vereinzelt höre ich sogar, wir würden in der Landeskirche mit unserer digitalen Roadmap einzig und allein auf die Missionierung von kirchenfernen Kirchenmitgliedern setzen, während andere Landeskirchen in Deutschland an der digitalen Lebenswelt der Menschen wirklich interessiert seien und in einen konstruktiven Dialog über die Zukunft von Kirche in der digitalisierten Welt treten wollen. Mit Blick auf die vielen Projekte in unserer Landeskirche, ich denke da zum Beispiel an den Coworking-Space in Stuttgart, sind solche Aussagen natürlich zu hinterfragen. Ich denke, diese Narrative helfen uns allen, die vielen Einzelphänomene zu einem Gesamtbild von Digitalisierung zusammenzusetzen. Dennoch: Nicht alles ist entweder so oder ganz anders, schwarz oder weiß. Dem müssen wir – allen Vereinfachern zum Trotz – mit viel Geduld und Dialogbereitschaft begegnen.

Was sind die nächsten Schritte?
Wir arbeiten weiter an den vielen Projekten unserer Roadmap und begleiten und fördern innovative Digitalisierungsprojekte. Dr. Nico Friederich, unser „Verantwortlicher für den Digitalen Wandel“, wird im März mit seiner Arbeit beginnen – und natürlich planen wir noch in diesem Jahr ein weiteres Digitalisierungsforum. Das dritte Forum zur Digitalisierung hat gezeigt, dass es einen großen Bedarf gibt, sich intensiver mit den ethischen Fragestellungen der Digitalisierung und auch mit Künstlicher Intelligenz auseinanderzusetzen. Zudem ist es mir wichtig, mehr in die Region zu gehen und zu hören, was die Menschen zu diesen Herausforderungen bewegt. Als Kirche wollen wir auf die kommenden gesellschaftlichen Entwicklungen gut vorbereitet sein und diese weiter aktiv mitgestalten.

Mehr News

  • Datum: 16.05.2024

    „Wir haben den Beruf zum Brückenbauen“

    „Wir haben den Beruf zum Brückenbauen! Deshalb lasst uns in der Gemeinschaft der weltweiten Kirche unserem pfingstlichen Auftrag nachkommen! Lasst uns Brücken bauen, die die Menschen zusammenführen.“ So appelliert Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl in seiner Pfingstbotschaft.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.05.2024

    Samuel Holzhäuer wird Schuldekan in Ravensburg

    Samuel Holzhäuer wird Schuldekan des Kirchenbezirks Ravensburg. Ihm ist wichtig, „dass in einer Zeit zunehmender Krisen und Orientierungslosigkeit die hoffnungsvolle Botschaft des Evangeliums lebensnah und kreativ in die Lebenswelt von jungen Menschen gesprochen wird“.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.05.2024

    Partnerschaft mit georgischer Kirche

    Aus Anlass des 20-jährigen Bestehens der Partnerschaft zwischen der württembergischen Landeskirche und der evangelisch-lutherischen Kirche in Georgien reiste im April eine kleine Delegation nach Georgien. Darüber berichtet hier Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.05.2024

    Konfirmationspredigt: „Ihr seid nicht die letzte Generation“

    Pfarrerin Sara Stäbler spricht in ihrer Konfirmationspredigt über die Studie „Jugend in Deutschland 2024“, der darin bescheinigten deprimierten Stimmung, warum sie ihre Konfirmanden trotzdem für Hoffnungsträger hält und welche Rolle der Glaube dabei spielt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.05.2024

    Kirchen im Land rufen zur Wahl auf

    Die vier großen Kirchen in Baden-Württemberg rufen in ihrem gemeinsamen Pfingstwort alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und für Demokratie und Menschenrechte zu stimmen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 14.05.2024

    Tag der weltweiten Kirche 2024

    Die württembergische Landeskirche und der Internationale Konvent christlicher Gemeinden in Württemberg laden für Pfingstmontag zum Tag der weltweiten Kirche nach Stuttgart ein. Motto des Tages: "Brücken statt Mauern". Hier finden Sie alle Informationen zum Programm.

    Mehr erfahren
  • Datum: 14.05.2024

    Landesmissionsfest in Heidenheim

    Am 15. und 16. Juni findet das Landesmissionsfest unter der Überschrift „Grenzenlos. United by mission“ in Heidenheim statt. Hier finden Sie einen Überblick über das Programm. Es startet mit einem Missions-Jungschartag sowie einem Kindererlebnistag.

    Mehr erfahren
  • Datum: 13.05.2024

    Kirchengemeinden und -bezirke auf Social Media

    Wie kann Kirche dort sein, wo die Menschen sind, und welche Inhalte machen auf welchem Kanal und in welcher Form Sinn? Jonas Dietz, Referent für Neue Medien im Kirchenbezirk Waiblingen, gibt Social Media Tipps für Gemeinden und Bezirke.

    Mehr erfahren
  • Datum: 13.05.2024

    Hilfe für Flutopfer in Südbrasilien

    Die Menschen im Süden Brasiliens kämpfen seit Tagen mit Hochwasser in Folge der außergewöhnlich starken Regenfälle. Das Gustav-Adolf-Werk (GAW) hilft der Evangelische Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (ELKBB), die Not zu lindern. Auch Sie können helfen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    Herz und Herz - Der Song zum Innovationstag

    „Herz und Herz vereint zusammen" - die Band „Weida & Mohns“ hat für den Innovationstag der Landeskirche Zinzendorfs Kirchenliedklassiker neu arrangiert. Für Gemeindebands bieten sie Noten, Arrangements und Materialien zur Nutzung in Gemeinden an.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    FAQ: Himmelfahrt und Pfingsten

    Wie gehören Himmelfahrt und Pfingsten zusammen? Was hat es mit den Flammen auf den Köpfen auf sich und was mit den vielen Sprachen? Und woher kommt der Name „Pfingsten“? Pfingsten und Christi Himmelfahrt sind erklärungsbedürftig - Pfarrer Dan Peter gibt Antworten.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    Kommunal- und EU-Wahl: Infos der Landeskirche

    Am 9. Juni 2024 finden bundesweit die EU-Wahl und in Baden-Württemberg auch die Wahl zu den Gemeinde- und Stadträten statt. Auf unserer Sonderseite zur Europa- und Kommunalwahl 2024 finden Sie Stellungnahmen, Infos zu kirchlichen Aktionen und mehr.

    Mehr erfahren
Mehr laden